Tanja Dolgner: Schlechte Kollegen sind wie Zahnschmerzen

Im Sommer des Jahres 1992 begann für Tanja Dolgner, der Autorin dieses Büchleins, die professionelle Reise durch fast unzählige Zahnarztpraxen in Köln und Umgebung. Denn ausgerechnet mit den Kollegen ist das so eine Sache: Sicher sind die meisten nett und verträglich, manche werden sogar zu Freunden. Doch einer oder eine ist scheinbar immer dabei, die ein angenehmes Arbeiten schlicht unmöglich macht. Seien das nun die Zahnärzte, die den passenden Namen hier gleich verpasst bekommen, wie der ausbildende Arzt Dr. Schlecht oder der darauffolgende Dr. Charmeur, oder eben die angestellten Zahnarzthelferinnen oder zahnmedizinischen Fachassistentinnen, hier beispielhaft Frau Lieb und Frau Bestie, welche den Weg der Protagonistin nicht nur in einer Praxis kreuzen wird. So werden Anekdoten vorgetragen und Geschehnisse erzählt, die teils bizarr, manchmal sprachlos machend aber auch oft genug amüsant sind. Und so braucht Tanja Dolgner mehr als 20 Berufsjahre, um endlich die für sie perfekte Praxis und vor allem die perfekten Kollegen und Kolleginnen zu finden.

 

Tanja Dolgner: Schlechte Kollegen sind wie Zahnschmerzen

 

Interview mit Nicole Männel ZWP online

Im Sommer des Jahres 1992 begann für Tanja Dolgner, der Autorin dieses Büchleins, die professionelle Reise durch fast unzählige Zahnarztpraxen in Köln und Umgebung. Denn ausgerechnet mit den Kollegen ist das so eine Sache: Sicher sind die meisten nett und verträglich, manche werden sogar zu Freunden. So werden Anekdoten vorgetragen und Geschehnisse erzählt, die teils bizarr, manchmal sprachlos machend, aber auch oft genug amüsant sind. Im Interview berichtet Tanja Dolgner, welche Motivation hinter dem Schreiben ihres kürzlich erschienenen Buches Schlechte Kollegen sind wie Zahnschmerzen steckt.

Warum haben Sie sich für den Beruf der ZFA entschieden?

Das Interesse in Bezug auf „Zähne“ war schon immer da. Bereits als Kind habe ich schon mit einem Spiel namens Doktor Wackelzahn herumgedoktert, das vielleicht auch einige Kollegen kennen. Später dann, in einem Ferienlager für Kinder und Jugendliche, war die Aufgabe, die wir von den Betreuern bekamen, uns eine Werbung für ein beliebiges Produkt auszudenken. Mir ist dann die Idee gekommen, für eine Zahnpasta Reklame zu machen – humorvoll gestaltet.

Was hat Sie dazu inspiriert, ein Buch über Ihre ehemaligen Kollegen und Ihren Arbeitsalltag zu schreiben?

Meine Mutter hatte mich dazu inspiriert, überhaupt ein Buch zu schreiben. Viele Jahre nach ihrem Tod schaute ich eines Tages zu ihrem Foto und erinnerte mich an den Satz, den sie einst zu mir sagte, nämlich dass ich selbst eins schreiben soll (im Büchlein ist es etwas ausführlicher erklärt). Zum gegebenen Zeitpunkt hatte ich in der Praxis, in der ich arbeitete, mal wieder Pech und dachte, dass ich nun so viel über meine Erlebnisse erzählen könnte, dass ich glatt ein Buch darüber schreiben kann, und begann wenige Tage später damit.

Haben Sie während des Schreibens des Buches neue Perspektiven auf Ihren Beruf und Ihre Arbeitsumgebung gewonnen?

Ich hatte ein paar Mal darüber nachgedacht, vielleicht noch eine Ausbildung zur Dentalhygienikerin zu machen, aber nach diversen Erkundigungen bin ich zu dem Entschluss gekommen, es nicht zu tun, weil die DHs praktisch gesehen – behandlungstechnisch – auch nicht mehr dürfen als wir ZMFs.

Welche Reaktionen haben Sie bisher von Lesern erhalten, insbesondere von Ihren ehemaligen Kollegen?

Viele Reaktionen habe ich noch nicht erhalten, weil meine Geschichte ja auch noch nicht so lange veröffentlicht ist, aber ich habe mich darüber gefreut, dass eine frühere Kollegin, die zu den guten gehört, scheinbar noch immer meine Nummer hat. Sie schrieb mir über WhatsApp, dass ich ihr mit dem Titel und bereits mit den ersten Buchseiten aus der Seele sprechen würde. Ebenfalls habe ich mich sehr darüber ge-freut, dass jemand, der überhaupt nichts mit dem Beruf zu tun hat, bei Amazon eine positive Bewertung geschrieben hatte. Er schrieb, dass seine Mutter pflegebedürftig ist und dass er durch das Büchlein neue Kraft schöpfen konnte. Ich habe ja auch private Erlebnisse mit einfließen lassen, weil Zusammenhänge zum Beruf bestanden. Ein Patient wiederum hatte sich auch ein Exemplar gekauft und erzählte mir später, dass er während des Lesens Wut auf die Kollegin bekam, die ich in dem Buch „Zicke“ genannt habe. Ich bin aber auf weitere Reaktionen von verschiedenen Kollegen sehr gespannt, falls es richtig publik wird.

Gibt es weitere Projekte oder Bücher, an denen Sie gerade arbeiten oder die Sie in Zukunft planen?

Ja, in der Tat. Ich arbeite gerade an dem Buch, das meine Mutter handschriftlich auf DIN A4- und DIN A5-Blöcken aufgeschrieben hatte. Es handelt von schweren Krebserkrankungen innerhalb unserer Familie – fast wie ein Krebstagebuch – und die Leser dürfen an ihren Gedanken teilhaben, also dem, was sie belastet hat. Aber manchmal muss man auch trotz allem lachen, weil wir eine humorvolle Familie sind. Ein Buch aus dem Leben. Es dauert aber zweifellos noch Jahre, bis ich damit fertig bin, da ich ja hauptberuflich mit meiner Arbeit in der Praxis ausgelastet bin.

Können Sie konkrete Anekdoten oder Geschichten teilen, die nicht nur amüsant sind, sondern auch die aktuellen Herausforderungen für ZFAs in der Zahnmedizinbranche widerspiegeln?

Ich denke, eine Herausforderung für uns alle war die Coronapandemie. Fortbildungen betrachte ich ebenfalls als große Hürden. Darüber hinaus sehe ich es als schwierig an, den Arbeitsalltag zu meistern, wenn einzelne Personen das Klima vergiften oder bestimmte Mitarbeiter den anderen durch den Chef vorgezogen werden.

Welche Veränderungen in der Zahnmedizinbranche würden Sie sich für die Zukunft wünschen, insbesondere in Bezug auf die Arbeitsbedingungen und die Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten und ZFAs?

Ein vernünftiges Betriebsklima mit einem respektvollen und harmonischen Miteinander, unabhängig von der Position. Ich würde mir auch wünschen, dass Zahnmedizinstudenten im Studium einen intensiven Kurs belegen, der Personalführung beinhaltet, denn nicht jeder kann ein Team richtig führen. Außerdem bin ich der Ansicht, dass wir noch immer unterbezahlt sind. Es wäre schön, wenn die Chefs unsere Arbeit mehr wertschätzen und sie entsprechend honorieren. Momentan kann ich mich persönlich nicht beschweren, denn mein Chef ist der erste, der mich für meine Arbeit vernünftig bezahlt.

Abschließend, welche Veränderungen in der Zahnmedizinbranche haben Ihrer Meinung nach die größten Auswirkungen auf ZFAs, und wie können Sie sich darauf vorbereiten?

Wenn das Team vom Chef oder der Chefin nicht richtig geführt wird, dann hat das meiner Meinung nach die größten Auswirkungen, nicht nur auf die ZFAs, sondern auch auf die Praxis und den Umsatz. Es funktioniert nur, wenn alle in eine Richtung gehen – der Chef geht vorwärts und das Team hinterher, und nicht eine ZFA geht nach links, die ZMF nach rechts, die ZMV bleibt stehen und die ZMP, ja die weiß überhaupt nicht, wem sie folgen soll. Wichtig finde ich auch, dass man vom Chef motiviert wird. Bei uns ist es so, dass wir uns auch manchmal gegenseitig motivieren. :-)))

Dieser Beitrag ist in der Zahnärztlichen Assistenz erschienen.