Über das Zerbrechen an der Gesellschaft und das Wiederfinden der Freude
Raus aus meinem Kopf
´Raus aus meinem Kopf ´ lautet der Titel des soeben im Leipziger I.C.H. Verlag erschienen Buches. Aufgeschrieben wurde diese Geschichte über eine sehr intensive Periode eines Lebens von Miriam Müller selbst, die sich im Gegensatz zu vielen anderen Autoren und Autorinnen solcher Lebensgeschichten dazu entschlossen hat, nicht unter Pseudonym, sondern unter ihrem wahren Namen zu veröffentlichen. Und dafür gibt es gute Gründe. Denn die Autorin hat diese Geschichte nicht nur aufgeschrieben, um sie buchstäblich aus ihrem Kopf zu bekommen, was hier nicht das Vergessen meint, sondern schlicht und einfach Platz in den Gedanken schaffen soll, für all die scheinbar banalen, aber eben doch auch überlebenswichtigen Dinge des Alltags. Dinge wie Schlafen, Lachen, Essen, Glücklichsein, die für viele Menschen über gewisse Zeiträume oder gar für immer in den Hintergrund treten und sogar ganz verschwinden. Nein, nicht nur das. Miriam Müller möchte mit diesem Buch auch helfen, möchte an ihrem Beispiel zeigen, wie und vor allem, dass es möglich ist, aus scheinbar ausweglosen und für immer dunklen Szenerien einen Weg zu finden, der wieder ein also doch unschätzbar wertvolles ganz normales Leben möglich macht.
Doch zurück zum Buch. ´Raus aus meinem Kopf´ ist also die Autobiografie einer heute noch immer jungen Frau, nämlich der Autorin Miriam Müller, geboren ganz am Anfang des Jahres 1990, die ihre psychischen Erkrankungen, die sie ihr Leben begleiten, ein All-inklusive-Paket nennt, weil sie schon früh das Gefühl hatte, dass es so ziemlich alle möglichen sind. Bestimmend für ihr Leben aber, so auch die Diagnose nach einer Odyssee der Arzttermine, ist die bipolare Störung, die man auch als manische Depression kennt, ein Hin- und Herschwingen zwischen Hochgefühlen und tatsächlich sehr tiefen Abgründen. So beschreibt die Autorin unter anderem, wie es sich anfühlt und wie gefährlich es ist, über mehrere Tage nicht schlafen zu können, aus Angst, eben nicht einschlafen zu können. Was ihr das erste Mal in Australien am Set einer sehr bekannten deutschen Fernsehshow passiert, in der es ihre Aufgabe ist, alles, was die Show-Teilnehmer tun und sagen lückenlos zu erfassen und zu stenografieren. Ein Stressjob. Und das auch noch nachts, nach und mit Aufregung über den neuen Job und einem niemals überstandenen Jetlag. Nun also noch dazu bei Hitze und Sonnenschein schlafen, was nicht gelingt, den Stress schlafen zu müssen erhöht und das Schlafen letztlich völlig verhindert, was schließlich zum Zusammenbruch führt. Glücklicherweise muss man sagen. Es wird umgehend ein Flug für sie und eine weitere Mitarbeiterin (ebenfalls mit einem Zusammenbruch) nach Deutschland gebucht und die beiden werden nach Hause geschickt. Was so scheinbar großzügig (weil kostenlos) und selbstverständlich geschieht, dass es ein Licht auf das wirft, wie mit Menschen, ihrer Gesundheit und ihren Seelen in solchen Shows im besonderen und in unserer Gesellschaft im allgemeinen umgegangen wird. Dass in Kauf genommen wird, dass ein gewisser Teil einfach zusammenbricht oder sich gar das Leben nimmt. Was möglicherweise der anderen Mitarbeiterin so ergangen sein kann, man weiß es nicht, die bei einem Zwischenstopp am Flughafen in Singapur nun völlig zusammenbricht, massenhaft Schnaps in sich hineinschüttet und schreit und schreit. Zu viel für die Autorin, die ihrerseits ständig weinend froh ist, all das irgendwie zu überstehen und aus dem Flughafen ins Flugzeug nach Frankfurt und so nach Hause zu kommen und endlich zu schlafen.
Oder sie beschreibt an einer anderen Stelle, wie sie sich, ohne sich dessen recht bewusst zu sein, in einem See stehend wiederfindet, kurz davor sich das Leben zu nehmen. Vor allem aber beschreibt sie den Weg dahin, ihren Weg, mit dieser Krankheit glücklich leben zu können, und gibt diese Erfahrung in diesem Buch weiter.
Es lohnt sich also, dieses Buch sowohl als eine spannende Geschichte zu lesen, die erzählt und obendrein ein Licht auf unser Leben und unsere uns sehr fordernde Gesellschaft wirft. Und natürlich sollte es auch als Hilfe zur Selbsthilfe gelesen werden. Ein Buch (und vor allem eine Geschichte), das von einem Ausweg, der ja ein Weg heraus ist, erzählt und ihn somit wahrhaftig und glaubhaft macht. Und ein Buch, das obendrein einen kleinen fachlichen Leitfaden bietet, der Menschen, die zu sehr an der Gesellschaft leiden, einen Plan, eine Art Geländer an die Hand gibt, das jeden Tag helfen kann. Und Menschen, die still leiden und innerlich zerbrechen gibt es leider weit mehr, als man sich das eingestehen mag.
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Honorarfreie Verwendung, Beleghinweis erbeten,
741 Wörter; 4793 Zeichen