I.C.H. VERLAG
D E R V E R L A G F Ü R A U T O B I O G R A F I E N ,
S E L B S T E R L E B T E S U N D S E L B S T
E R F A H R E N E S
Es war 2018 als Patrick Zschocher, Gründer und Verleger des EINBUCH Buch- und Literaturverlag Leipzig fand, dass es Zeit sei, den realen vom fiktiven Bereich seines Verlages zu trennen und einen Verlag auszugründen, der sich ausschließlich mit Biografien, Autobiografien und auch Sachthemen, also in weitestem Sinne mit selbst Erlebtem und selbst Erfahrenem befasst und so die Neugier vieler Leser und Leserinnen an der vielfältigen Realität zu befriedigen versucht. Ein Erfolg, wie sich nun, Dutzende prall gefüllte und oft hoch interessante Bücher später zeigt. Denn nicht nur, wie es zu erwarten war, erzählen die Autoren und Autorinnen aus ihrem Leben, was an sich bei dieser Vielfalt schon sehr lesenswert und interessant ist. Nein, es zeigt sich, dass das Leben eben nicht nur Boulevard und bunt ist. Krisen gesellen sich dazu, Krankheiten. Und mit ihnen Menschen, die eben nicht ihren Lebensmut verlieren, und kämpfen und leben, egal wie weit unten sie angekommen sein mögen. Und es sei an dieser Stelle verraten, dass, auch wenn keineswegs jedes der selbst geschilderten Schicksale schillernd und im Triumph endet (hier zumindest als Etappe), es zumindest kleine Siege sind, die errungen werden und es den Autoren und Autorinnen ermöglichen, wenn vielleicht kein normales, so doch ein sie selbst zufriedenstellendes Leben zu führen. Meist. Denn es gibt auch Schicksale, die aus unterschiedlichsten Gründen keine vollständige Heilung zulassen. So leiden die jugendlichen Autoren und Autorinnen von ´Ankommen´ am Usher Syndrom, das unheilbar ist. Laura B., Brian S., Sophie M. und Paul M. schreiben sowohl über diese Krankheit, vor allem aber über ihr Leben damit und, was wohl am wichtigsten ist, über ihre Fähigkeiten, Erlebnisse, Träume und Erfahrungen, die natürlich besonders sind, wie die eines jeden jungen Menschen und damit beinahe ganz normal. Denn anders ist das Leben schon, wenn man in frühen Jahren erfährt, dass man fast unweigerlich immer schlechter hören und sehen können wird, bis hin zum nahezu völligen Verlust dieser Sinne, und dass man darum die Welt ganz intensiv hören und sehen will, solange das noch uneingeschränkt möglich ist. Oder auch ´Hoffnungslos im finsteren Tal´, ein Buch, in dem der Leidensweg einer Ehefrau beschrieben wird, von dem es über viele, viele Jahre kein Entkommen gibt, keine Erleichterung, keine Hoffnung. Kein Bitten hilft, kein Flehen, nicht stundenlange Weinkrämpfe und auch kein versuchter Suizid. Nur die Zeit, der Wille und ein wenig Glück. Ein Schicksal, so erschütternd sicher, welches in seinen Grundzügen gar nicht so ungewöhnlich ist. Viele Frauen werden in ihrer allergrößten Hoffnung zu Gefangenen und Opfern ihrer Männer und finden oft ihr Leben lang eben keinen Ausweg.
Aber selbst Erlebtes muss nicht immer dramatisch und erschütternd sein. So sind im I.C.H. Verlag auch viele Bücher mit amüsanten und vergnüglichen Geschichten erschienen. Sei es ´Street Music´, in der Antonio von seinen Erlebnissen als Straßenmusiker erzählt. ´Die mitreisende Ehefrau´, ein Buch, das das Leben einer DDR-Familie beschreibt, die einige Jahre für das Kombinat Carl Zeiss Jena in Mexiko-Stadt verbringt. Oder auch die Erlebnisse einiger Jahrzehnte als Lübecker Stadtkassierer, die Wolfgang Schmidt in ´Kasse – eiskalt abgerechnet´ schmunzelnd zum Besten gibt.
Auch Bücher, die vom Leben erzählen, um eben dieses Leben und auch unser Verhältnis zu unserer Welt besser zu machen, fehlen natürlich nicht im Programm des I.C.H. Verlages. So wie Kevin Riemer-Schadendorfs ´Weltwärts, um die Enge der Heimat zu begreifen´, einer Reiseerzählung aus Südosteuropa, Indochina und Westafrika, ´Die Wächter´ von Hauke Meyer, ein Buch über Hauke und die Vögel, oder ´Ich zu Ich´ von Michaela Rothe, ein Buch das eigentlich keine Autobiografie ist, wenngleich die Autorin von ihrem Leben berichtet. Vielmehr beobachtet die Autorin ruhig und aufmerksam ihre Welt und berichtet uns davon, lässt uns teilhaben, lernen. Und siehe da, ein wenig auch uns selbst finden. Insofern könnte es auch Ich zu Du, Wir zu Uns, Du zu Mir oder auch Alle zu Allen heißen. All das würde irgendwie passen. Und es passt eben auch zum I.C.H. Verlag, weil dort keine Geschichte besser oder wichtiger als die andere ist. Geschichten wollen und müssen einfach nur erzählt werden.
„Wir haben den Glauben verloren. Wir glauben nicht mehr an Gott, an die Natur, an die kosmische Energie, an unsere Kinder, an andere Menschen. Die meisten von uns glauben nicht mehr an sich selbst“, ist eine der Beobachtungen Michaela Rothes in ´Ich zu Ich´. Eine, die für Schweigen sorgt, die aber nicht lange unbeantwortet bleibt: „Holen Sie sich Ihren Glauben ganz bewusst zurück! Je mehr Sie sich selbst mit Liebe füllen, mit Selbstakzeptanz, desto mehr wirken Sie und strahlen es aus. Ihr erfülltes Sein wird anderen den Weg leuchten. Sie können die Welt verändern, indem Sie sich selbst verändern, indem Sie sich authentisch auf Ihren Weg begeben und Schritt für Schritt vorwärts schreiten, in Ihrem Tempo, in Ihrer Zeit, mit Ihren ganz persönlichen Lebenserfahrungen, mit all den Spiegeln, die das Leben Ihnen bietet.“
Und natürlich geht es immer um das Ego. Denn das ist nun einmal der wichtigste Teil in einem Verlag, der ausschließlich nicht fiktive Bücher verlegt.
Honorarfreie Verwendung, Beleghinweis erbeten,
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