Wolfgang Schmidt Kasse – eiskalt abgerechnet Memoiren eines (noch) völlig unbekannten Kassierers/Leseprobe

I

Ich gehe einmal davon aus, dass jeder Mensch bis zum Ablauf seines Verfall- oder Mindesthaltbarkeitsdatums lustige, traurige, komische und nachdenkliche Geschichten erlebt hat, die 200 Seiten bequem füllen könnten, wenn er denn schreiben möchte und auch kann. Andererseits ist es sicher schwieriger für jemanden, der sein Leben lang nur am ´toten´ Computer gesessen hat, als für jemanden, der reichlich ´Körperkontakt´, sprich, mit vielen Menschen zu tun hatte, wie zum Beispiel Busfahrer, Ärzte, Krankenschwestern, Schaffner, Verkäufer, Kellner, Reiseleiter und letztlich auch Kassierer, so wie ich.

Trotzdem möchte ich ganz vorne anfangen: Ich wurde 1950 als Einzelkind geboren und bin trotz Topflappens (deutsch: Laptop) und Handys auch erstaunliche 1,72 Meter groß geworden. Ach, wissen Sie überhaupt, woher der Name Handy stammt? Aus dem Schwäbischen natürlich! Da blieb doch einmal ein verdutzter Schwabe in der Fußgängerzone Stuttgarts stehen, als er einen jungen Mann mit einem Handy sprechen sah, und fragte ihn verwundert: „Entschuldigung, aber hän di kei Schnur?“

Die über 95-jährigen Leser werden sich noch daran erinnern, wenn ich erzähle, dass ich mit Holztretroller, Glasmurmeln und Kibbel-Kabbel aufgewachsen bin, und beim Krämer an der Ecke gab es Lakritzpfeifen, Brausepulver, Leckmuscheln, Prickel-Pit, Brummkreisel-Lollis mit Plastikmotivstiel, Wundertüten mit winzigen Plastiksoldaten und buntem Bordellgetreide (besser bekannt als Puffmais) und Glasbonbons für 5 Pfennig die Tüte. Es existierten nur zwei Fernsehsender, allerdings mit guten Programmen, und ab 24 Uhr kam das ´aufregende´ Testbild – und Schluss! Auch ging man noch für Sendungen mit Peter Frankenfeld, Hans-Joachim Kulenkampff oder Heinz Erhardt zum gemütlichen Abend zu den Nachbarn, da sich zu damaliger Zeit nicht alle einen teuren Röhrenfernseher leisten konnten.

Wie alle Kinder wollte ich meinem Vater auch manchmal helfen, und da er ein begeisterter Rätselrater war, sollte ich ihm die jeweiligen Definitionen aus Lerngründen vorlesen und dann seine Antworten in die Kästchen eintragen. Der Nachteil dabei war, dass ich mir die Antworten natürlich unweigerlich merkte, und so wurde hier ein bedeutender Schritt in meinem weiteren Leben vollzogen. 1968 bewarb ich mich dann aufgrund einer Anzeige in der Tageszeitung bei einem Verlag nebenberuflich als (jüngster?) Rätseltexter und wurde spontan angenommen. In der Folgezeit bekam ich je nach Anforderung sogenannte Rätselgitter zugeschickt und musste diese dann innerhalb einer gewissen Zeit ´nach meinem Wissen´ mit Bleistift ausfüllen; die Definitionen wurden vom Verlag ergänzt. Obwohl ich dabei nur wenig verdiente, war es meine schönste Arbeit im Leben – selbst vor meinem späteren Beruf noch. Besonders freute ich mich, wenn ich klammheimlich zu KARSTADT ging, dort in den ausgelegten Rätselheften blätterte und ´meine´ Rätsel sofort wiedererkannte. Aber kaufen wollte ich sie mir wegen meines geringen Lehrlingsgehaltes weniger.

Heute passiert das alles natürlich viel schneller, mit Hilfe von Kollege Computer, und so bleiben der gute Ton und die Ästhetik auf der Strecke, sodass dann auch Wörter wie peng, uff, ach, och, oje, iahen, puh, Heia und P… (= was sich auf Knuff reimt) beziehungsweise Harn, Urin, Krieg und Eiter vorkommen. Das wäre früher unmöglich gewesen, also ein absolutes No go (= lateinisch: logo, sudanesisch: Togo), denn die Rätsel durften keinesfalls anstößig, sondern mussten gefällig sein, das heißt anspruchsvoll und ohne Lexikon zu lösen.

Wissen Sie eigentlich, woher der Name Computer kommt? Da war einmal ein Türke, der sein Turkey (= Puter) eilig in den Stall locken wollte, um möglichst schnell an seinem neu gekauften Gerät mit unaussprechlichem englischen Namen zu spielen. Dabei prägte sich sein Lockruf: „Komm Puter!“ unvergesslich ein, sodass er sein ´Spielzeug´ fortan nur noch (natürlich nach englischer Schreibweise) Computer nannte.

In meinen Jugendjahren schrieb ich auch irgendwann einmal einige lustige Kurzgeschichten, von denen eine sogar in unserer Tageszeitung veröffentlicht und mit 30 DM honoriert wurde, auf die ich sehr stolz war. Aufgrund dieser Vorkommnisse sagte mir ein Freund, dass ich wohl von der Muse geküsst worden sei, aber ich meinte doch eher, dass es nur ein leichter unüberlegt zugeworfener Handkuss von der Straßenseite gegenüber gewesen sein muss.

Im weiteren Verlauf kam ich dann zur Mittelschule (neudeutsch: Realschule). Dort stellte sich dann heraus, dass ich eher sprachlich begabt war als mathematisch; das soll irgendwie mit den Gehirnhälften zusammenhängen, wie ich später erfuhr. Vielleicht hatte ich bei der Verteilung des Wissens ja einfach nur falsch herum gestanden … Hinter meinem Freund Hans und meiner Mitschülerin Renate war ich der Drittbeste in Deutsch, Englisch und Französisch; aber in Mathematik, Physik und Chemie war ich froh, wenn ich noch gerade eine 3 ergatterte. Gut war ich außerdem noch in Erdkunde. Was interessierten mich schon die Flächenberechnung eines Trapezes – für den Zirkus hatte ich noch nie viel übrig – oder das Wurzelziehen. Wer geht denn schon gern zum Zahnarzt? Nur einfache Rechenaufgaben gelangen mir mühelos, wie zum Beispiel diese: Drei Packen minus zwei Packen sind einpacken – das konnten wir in der Schule am Schluss des Unterrichtes ziemlich schnell. Oder was ergibt dreimal sieben? Feinen Sand natürlich! Daneben kannte ich mich gut in ´Wirtshausrechnung´ aus. Geometrie hat mich dann später mein Vater – sozusagen für das Leben – mit folgendem Spruch gelehrt:

Was wirklich zählt auf dieser Welt,

das wird in geometrischen Formen dargestellt:

rund und rechteckig für Münzen und Scheine,

und suchst du das Dreieck (gibt es heute kaum noch),

so schau zwischen der Frauen Beine!“

Unzählige Male wurde ich andererseits dazu aufgefordert, meinen lernschwächeren Mitschülern schwierige englische Zusammenhänge zu erklären. Als mein Klassenkamerad Hans Schneider (ein anderer als der Vorgenannte) einmal in einem englischen Aussatz glänzen wollte und May I become a beefsteak? (= deutsch: Darf ich ein Beefsteak bekommen?) geschrieben hatte, wurde ich wieder einmal gebeten, meinem Freund seinen Fehler zu erklären.

Schmidt, erklär´ doch dem tapferen Schneiderlein (weil er sich mutig an der englischen Sprache versuchte), damit er nicht dumm stirbt, warum der Koch mit dem Küchenbeil plötzlich neben ihm stand.“

Nun, Hänschen war auf die Aussprache hereingefallen: to become heißt eben nicht bekommen, sondern werden, so wie brave nicht brav, sondern mutig, taste nicht Taste, sondern Geschmack und also nicht also, sondern auch heißt. Stilistisch wunderbare Sätze sind mir auch mit: Equal goes it loose. (= deutsch: Gleich geht es los.) beziehungsweise Œf, œf, que lac je. (= deutsch: Ei, ei, was seh´ ich.) gut im Gedächtnis haften geblieben.

Die nächste Etappe meines Lebens war die Tanzschule und die anschließende wilde Disco-Zeit. Ich muss sagen, dass ich in einer sehr schönen Musikepoche aufgewachsen bin, in der die Radiosender noch jede ´verrückte´ Neuerscheinung spielten, egal, ob deutsch oder auswärtig. Würden unsere Sender heute etwas anderes als die quietschende, jaulende und schreiende englische Mediensch… (= was sich auf Berliner Weiße reimt) spielen, so würden am nächsten Tag ganze Abteilungen und Mitarbeiterstäbe entlassen oder ausgetauscht werden, um diese ´Schmach´ sich nicht wiederholen zu lassen. Vorteilhaft ist es sicherlich, wenn man sich auf einem globalen Gebiet auf eine Sprache einigt.

Stellen Sie sich einmal vor, Sie fliegen nach Nanking – das liegt kurz vor Japan – und Sie steuern aufgrund der dortigen vorhandenen kalligraphischen Schriftzeichen das Flugfeld statt der dringend benötigten Toilette an. Dann hätten Sie sicherlich ein großes Publikum von der Tribüne aus! Aber muss man wirklich alles in Englisch besingen – die meisten Bewohner in Deutschland sind doch nachweislich Deutsche, oder? Und wo bleibt eigentlich die ältere Generation? Na ja, um die kümmern wir uns übermorgen!

Die heutigen aktuellen Texte sind doch genauso trivial wie früher – nur damals war es noch eingängige ´Gute-Laune-Musik´. Wenn ich heute am Wochenende Radio höre, habe ich manchmal das Gefühl, als wenn ganze Landstriche ausgestorben sein müssen bei der Trauermusik, und ich frage mich dann, seit wann sonntags Beerdigungen stattfinden!

Da gab es schon klasse Gruppen, wie zum Beispiel The Searchers, Dave Dee und Co., The Tremeloes und unzählige andere, teilweise nur mit einem One hit wonder oder einer ´Eintagsfliege´. Meine Lieblingsplatten (englisch) sind noch heute Needles and pins von den Searchers und Das kannst du mir nicht verbieten von Bernd Spier in der anerkannten ´Landessprache´. Aus diesem Grund sind meine Frau und ich selbst heute noch Oldie-Fans mit Leib und Seele.

Mit vielen Freunden in immer unterschiedlichen Cliquen waren wir unterwegs und hatten eine fröhliche und unbeschwerte Jugend, und jeder trug einmal mit einem Witz in der Runde zum Lachen bei. Meinem Vater brauchte man nur ein Stichwort zuzuwerfen und schon sprudelten zig Witze aus ihm heraus. Diese Gabe habe ich leider nicht geerbt, aber trotzdem kommen mir heute immer noch 7 Witze in den Sinn, bei denen ich stets die Sympathien und Lacher auf meiner Seite hatte. Hier drei kurze, drei mittellange und ein langer.

1. Sagt ein Mädchen zu seinem Arzt: „Bei mir hilft die Pille nicht – sie fällt immer raus!“

2. Nachts fallen bei LIDL zwei Tafeln Schokolade aus dem Regal. Klagt die eine: „Ich glaub, ich hab mir eine Rippe gebrochen.“ Jammert die andere: „Und ich bin auf die Nüsse gefallen!“

3. Fragt der Lehrer: „Wer kann mir einen Satz mit zwei Vulkanen nennen?“ Meldet sich Maximilian: „In Ätna einer Stunde kommt meine Tante zu Vesuv!“

4. In einem Nonnenkloster müssen zwei Handwerker in brütender Hitze arbeiten. Eine vorbeikommende unbarmherzig barmherzige Schwester hat schließlich Mitleid und stellt ihnen einen Kasten Wasser zur Verfügung. Daraufhin kann es sich der eine nicht verkneifen zu sagen: „Entschuldigen Sie, aber wir wollten eigentlich nicht baden!“

5. Ein etwas quirliger Reporter stürzt in der Fußgängerzone auf eine junge Dame zu: „Entschuldigen Sie, dass ich Sie anspreche, aber wir machen eine Umfrage. Darf ich Sie fragen, wo ihrer Meinung nach der sogenannte G-Punkt liegt?“ Daraufhin tritt die Frau empört über diese doch intimere Frage einen Schritt zurück und zeigt dem Mann schlichtweg einen Vogel. Dieser antwortet: „Also dort liegt er wirklich nicht!“

6. Ein schüchternes Liebespärchen sitzt auf der Bank, und nach längerer Zeit versucht er sie endlich zu küssen, schreckt aber sofort angewidert zurück. Fragt sie: „Was ist?“ Er: „Mensch, hast du aber Mundgeruch!“ Darauf sie, etwas beschämt erklärend: „Oh, das tut mir leid. Aber vielleicht liegt es daran, dass ich diese Woche eine neue Brücke beim Zahnarzt bekommen habe.“ Er wieder: „Dann muss dir aber einer ganz schön an den Pfeiler gesch… (= was sich auf missen reimt) haben.“

7. In Berlin erreicht eine ältere Dame gerade noch den völlig überfüllten Bus und kommt vor zwei flapsigen Jugendlichen mehr schlecht als recht zu stehen, die sich auf ihren Sitzplätzen genüsslich aalen. Mit ihrem Stock hämmert die Frau vor ihnen herrisch auf den Boden und möchte somit einen Sitzplatz einfordern: „Tack, tack, tack – tack, tack, tack.“ Dieser Lärm stört wiederum die beiden Flegel, und einer sagt: „Hömma, Omma, wat machste denn hier fürn Lärm. Hättste ´n Jummi auf deine Krücke jemacht, hätten wir hier alle unsere Ruhe!“ Beide johlen los. Darauf beugt sich die Dame wutentbrannt zu ihnen hinunter: „Und hätten eure Eltern damals einen Gummi benutzt, dann hätte ich jetzt einen Sitzplatz!“

Als mein Vater 1971 starb, machte ich mir zeitweise weniger aus Mädchen, und so besuchte ich an einem Freitag im November eine Tanzbar, in der überwiegend die sogenannte ältere Generation zum Zug kam und ich mich daher sicher wähnte, niemanden kennenzulernen. Aber Unglück schläft ja bekanntlich nicht, und so begegnete ich ausgerechnet an diesem Tag meiner späteren Frau, die an diesem schicksalverhangenen Abend wegen eines Streites mit ihrer Mutter mit ihrer Freundin fluchtartig ihr Heim verlassen hatte und ausgegangen war. Ich hatte beabsichtigt, ihre Freundin aufzufordern. Aber da war ich an dem Abend einfach zu langsam gewesen und hatte nicht den schnellen Zugriff und auch nicht den richtigen Biss gehabt. Dies habe ich nach nunmehr 45 glücklichen Ehejahren mit all ihren Höhen und Tiefen bis heute ´kaum´ bereut. Mit wenig Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen verabredeten wir uns für den kommenden Sonntag, und ich war äußerst überrascht, dass meine (ungewollte) Bekanntschaft tatsächlich erschien. Später gestand sie mir dann, dass sie insofern Vertrauen zu mir gehabt hatte, da ich am ersten Abend nicht gleich so eng mit ihr getanzt hatte, dass man meine (= seine) ´wachsende Größe´ sofort spürte. Früher mochten viele Mädchen es eben nicht, wenn man so eng mit ihnen tanzte, dass sie dachten, der Partner stünde hinter ihnen. Genau anderthalb Jahre später verlobten wir uns dann. Gut ein Jahr später legten wir unsere Hochzeit ´aus Sicherheitsgründen´ einen Tag vor meinen Geburtstag, damit ich sie – wie so viele Männer vor, neben und hinter mir auch – auf gar keinen Fall vergessen sollte. Trotzdem habe ich zweimal in meinem Leben nicht daran gedacht!

Wussten Sie eigentlich, warum Eheringe stets rund sind? Weil es eben in den meisten Ehen immer rundgeht!

Während unserer Ehejahre haben wir unzählige Flugreisen unternommen, insbesondere auf die griechischen Inseln und nach Malta, aber auch in Hauptstädte wie London, Lissabon, Athen und Budapest. Auch in der früheren DDR waren wir. Sie wissen ja, warum die Bananen krumm sind – weil sie um die DDR immer einen Bogen gemacht haben. Selbst das ´gefährliche´ Polen (Danzig und Stettin) haben wir besucht, obwohl es das einzige Land auf der Welt ist, in dem man von seinem eigenen Auto überfahren werden kann – behaupten wenigstens einige sehr böse Zungen.

An dieser Stelle möchte ich auch einmal die von meiner Ehefrau in ihrer Jugend erlebte urige Urlaubsgeschichte erwähnen. Damals weilte sie mit ihrem älteren Bruder und der Schwägerin auf einem Bauernhof in der Nähe Passaus in Bayern. Dort auf dem Gut lernte sie schließlich auch die kleine Tochter des Vermieters mit dem Namen Charlotte kennen. Als diese sie nun einmal neugierig fragte, woher sie denn käme, antwortete meine Frau: „Aus Kiel.“ (Dort, wo ihr Bruder wohnte.) Da ihr dieser anscheinend kleine Ort jedoch völlig unbekannt vorkam, bat meine zukünftige Frau sie um einen Atlas, um ihr die Lage zu zeigen. Als sie kurz darauf damit erschien, schlug sie äußerst stolz und zielstrebig die Bayernkarte auf … Sie hatte sofort scharf erkannt, dass der ´Nabel der Welt´ Bayern sein musste und es nicht Weiteres darum geben konnte. Fortan nannte meine Frau sie nur noch Zwiebel (für Schalotte).

Dass Mann und Frau eigentlich gar nicht zusammenpassen, musste auch ich erfahre. Und so fielen mir wieder die weisen Worte meines Vaters ein: „Mann und Frau sprechen grundverschiedene Sprachen, so wie Griechisch und Chinesisch. Nur zwischen den Beinen passen wir gut zusammen. Da sind wir alle genormt!“

Selbstverständlich gab es auch bei uns, wie in jeder normalen Ehe, etliche sogenannten Taubstummenfrühstücke, die sich manchmal auch über mehrere Tage erstreckten.

Diese Diskrepanz zwischen den Geschlechtern machte sich immer wieder im Alltag bemerkbar. Hatte ich einmal Kopfschmerzen, riet mir meine Frau: „Du musst mehr trinken!“

Trank ich dann drei Flaschen Bier, meinte sie: „Wasser natürlich!“

Darauf ich: „Das ist da auch drin!“

Bat sie mich darum, etwas abzunehmen, antwortete ich: „Mach ich doch!“

Sie: „Ja, aber nur vom Teller!“

Diese ´ungewollte´ Bekanntschaft mit Marita führte 1974 unweigerlich auf direktem Wege zum Traualtar; im Oktober 1974 und im Oktober 1977 kamen dann unseren Söhne Kai und Sven zur Welt, wobei wir schon beim nächsten Streitpunkt wären. Neben Geld und Verwandtschaft sind natürlich auch Sex und Kinder ein ´Rom-Thema´, also ein ewiges. Wie auch bei uns: Da meine Frau Näherin gelernt hat, wünschte sie sich –natürlich – auch Mädchen, weil sie neben Gardinen auch gerne niedliche Kleidchen nähen wollte. Ja, und nun wurden es alles Jungen! Zuerst wollten wir sie natürlich – maßlos enttäuscht – fortwerfen, zumal sie nicht einmal Haare und Zähne hatten und auch noch Tag und Nacht als Hauptbeschäftigung schrien, ganz zu schweigen von den stets gut befüllten Windeln. Gut getarnt, aber wenig überzeugend, sah die Füllung auch noch wie Schokolade – meiner Lieblingssüßigkeit – aus! Aber dann lachten sie doch irgendwann später so süß und rochen immer noch so neu, und wir behielten sie einfach, weil man ´falsch Angeliefertes´ einfach nicht fortwirft und anderweitig verwertet und meine Frau selbstverständlich auch Hosen nähen konnte.

Sie oftmals (liebevoll): „An allem bist du schuld mit deinen Würmern!“

Ich: „Nein, nein, alle sind deutlich mit einem M für männlich und W für weiblich gekennzeichnet, sodass einer von deinen spärlich monatlich in Erscheinung tretenden 400 einsamen Höhlenforschern im Leben das eigentlich auch ohne Sehhilfe im Halbdunkeln hätte erkennen müssen!“

Sie: „Wie konnte er beziehungsweise es das? Es hat tagelang hoffnungsvoll, aber leider vergeblich in seinem beschränkten Leben auf zumindest (halbe) unvollendete Menschen deinerseits gelauert. Jedoch niemand kam vorbei, und dann hat es aus lauter Verzweiflung und Langeweile schließlich Turnübungen gemacht, um sich für einen eventuellen Einsatz doch noch fit zu halten und naheliegende Selbstmordgedanken zu vertreiben.“

Ich: „Ja, Handstand eben, und dabei war es zu dumm, um zu bemerken, dass das W umgedreht eben ein M ist!“

Sie: „Wie konnte es das schließlich auch in dem überraschenden Moment, in dem es regelrecht überfallartig von wilden Horden umzingelt und überschüttet wurde.“

Ich: „Trotzdem! Es hätte ruhig bleiben sollen, und nicht in der Panik während des Massenansturms den Durchblick verlieren dürfen. Glaub mir, ich und meine betriebsamen Kollegen haben nicht die geringste Schuld, und außerdem ist es bei den Beamten ganz anders als bei anderen Männern!“

Nun, diesen Streit haben wir schon längst beigelegt, obwohl meine Frau immer noch davon überzeigt ist, dass ich die alleinige Schuld an diesem eher männlichen Mis(ter)erfolg trage …

Einen kurzen Absatz möchte ich hier noch einschieben, falls der eine oder andere Leser ´Intimeres´ von mir und meinen Vorlieben wissen möchte, bevor er mich – vergeblich – mit dem Handy zu kontaktieren versucht: Ich esse lieber Fisch als Fleisch, eher einfach wie zum Beispiel Bratkartoffeln und Co. als Schweinemedaillons, schmelze bei dunkler Schokolade einfach dahin, trinke gern Milch, Kaffee und liebliche Biere, also eher die süffigen bayerischen als unsere herberen aus dem Norden.

Wissen Sie überhaupt, wie der Thunfisch zu seinem Namen kam: Da wollte ein Ausländer einmal im Meer baden und wurde plötzlich von einem angriffslustigen, ihm bis dahin namentlich unbekannten Raubfisch bedrohlich umkreist, so dass er sich zu dem Ausruf gezwungen sah: „Du mir nix tun, Fisch!“ Daraufhin nahm der ´Außenbordkollege´ seine Flossen in die Hand, und der Schwimmer nannte ihn fortan aus Dankbarkeit Thunfisch.

Zwei gute Ernährungstipps: Machen Sie sich einmal leckere Bratkartoffeln nach Ihrem Geschmack und pfeffern diese danach ordentlich. Dann schütten Sie eine Dose Heringsfilets in Tomatensauce daneben – einfach, billig und sehr schmackhaft (und kalorienreich)! Oder füllen Sie eine Tasse erst halb voll mit kühler Buttermilch und die andere Hälfte mit etwas angewärmter Vollmilch. Wenn Sie nun trinken, schmecken Sie zuerst die magenfreundliche Vollmilch und danach die kühlere säuerliche Buttermilch. Sehr erfrischend gerade im Sommer! Haben Sie allerdings Probleme mit Ihrer Gewichtszunahme und möchten diese unbedingt ´positiv beeinflussen´, nehmen Sie bitte statt der Vollmilch süße Sahne. Noch leckerer!

Zudem verschmähe ich keine ´auswärtige´ Küche. Ich lese gern Kriminalromane, löse alle Arten von guten Rätseln und höre gern Oldies. Seitdem wir vor über 30 Jahren unser altes ´halbes´ Haus gekauft haben, mauere, fuge und verputze ich auch sehr gerne, auch wenn das nun in Anbetracht meines Berufes etwas widersinnig erscheinen mag. Das liegt einfach daran, dass ich es lernen musste, weil uns damals beim Abnehmen der teilweise siebenfach (!) übereinander geklebten Tapeten auch gleich der sandende Putz dahinter mit entgegen fiel. Es dauert bei mir zwar entschieden länger als bei einem Maurer, aber dafür bekomme ich die Wände so glatt wie einen Kinderpopo. Natürlich habe ich stets das bedeutend teurere Hagalith benutzt. Das ist ein atmungsaktiver Gipsputz mit einem eingearbeiteten ´Verzögerer´, das heißt, mit genügend Feuchtigkeit bekommen Sie ihn wiederholt bearbeitungsfähig; also anders als beim normalen Gips, der nach einmaligem Anrühren schnell hart wird und somit zum Beispiel besser zum Fixieren neuer Stromkabel geeignet ist. Angeblich soll Hagalith sogar von einem Beamten speziell für diese Berufsgruppe erfunden worden sein, da diese mit dem schnelleren Gips überhaupt nicht klarkamen und wiederholt Herzinfarkte auftraten …

Wenn meine Frau mich dann bei dieser artfremden Tätigkeit sieht, meint sie immer, ich hätte als Kind wohl zu wenig im Schmutz gespielt.

Reisen und andere Länder und Menschen kennenzulernen, hatten schon immer für uns oberste Priorität; dabei ist das ´Erwandern´ bei uns wichtig. Außerdem habe ich nie einen Führerschein gemacht und somit auch kein Auto besessen, genauso wenig wie ein Handy. Meine Frau besitzt beides – im Gegensatz zu mir. Der Computer spielt bei uns nur eine untergeordnete Rolle, da wir uns lieber über nette Gesten und freundliche Menschen freuen, die beide aber leider in letzter Zeit rarer geworden sind. Mein liebstes Schreibgerät ist auch heute immer noch der Füllfederhalter.